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Beitrag vom 27.12.2007
Else Ury-Ausstellung
Anna Tremper
Anlässlich der 70. Jährung der Pogromnacht am 9. November 2008 findet in Letschin vom 13.01. bis 30.03.2008 eine Ausstellung zum Schicksal jüdischer Familien während des NS-Regimes statt.
Die Ausstellung soll an die die Verfolgung und Vernichtung jüdischer Menschen in Deutschland und Europa erinnern. Die bisherigen Erfahrungen haben jedoch gezeigt, dass Berichte und Bilder über das Schicksal von anonymen Opfern bei ihrer Demütigung, Misshandlung, Deportation und Ermordung nicht die erwartete Empathie und Bereitschaft zum Lernen auslösen. Es wird eher eine Abwehrhaltung gegen die Auseinandersetzung mit diesem Thema hervorgerufen. Hingegen kann an einem einzelnen, konkreten Lebensschicksal leichter nachvollzogen werden, wie grausam und sinnlos der zur Regierungspolitik gewordene Rassismus Menschen getroffen hat.
Die Schriftstellerin Else Ury begeisterte mit ihrer Nesthäkchen-Reihe und anderen Büchern mehrere Generationen. Die meisten Leserinnen und Leser der Bücher von Else Ury wussten nicht, dass diese von ihnen geschätzte und geliebte Autorin Jüdin war und am 13. Januar 1943, am Tag ihrer Ankunft in Auschwitz, ermordet wurde.
Den 65. Todestag von Else Ury nimmt der Landfrauenverein "Mittleres Oderbruch" e.V. Groß Neuendorf und die Gemeinde Letschin zum Anlass, mit einer Ausstellung über die bekannte Mädchenbuchautorin die Grausamkeit und Perfidie des Naziregimes beispielhaft aufzuzeigen. Das Heimatmuseum Charlottenburg - Wilmersdorf stellt dafür seine 1997 konzipierte Ausstellung "Wiedersehen mit Nesthäkchen. Else Ury aus heutiger Sicht" zur Verfügung.
Die Ausstellung ist nicht nur eine Rekonstruktion der Lebensspuren von Else Ury, sondern sie stellt vor allem die Autorin und ihr Werk vor, das vielen heute nur unzureichend oder gar nicht bekannt ist. Else Ury hat 39 Romane geschrieben, in denen viel zu entdecken ist. Dabei handelt es sich nicht nur um Mädchengeschichten, sondern es sind lebendige zeitgenössische Schilderungen einer bürgerlichen Alltagswelt vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Ende der Weimarer Republik. Die Schriftstellerin ließ ihre Sicht auf politische Ereignisse, auf die Emanzipation der Frau, Schule und Ausbildungsmöglichkeiten ihr Interesse für Reisen und technische Neuerungen einfließen.
Das Schicksal von Else Ury und ihrer Familie steht exemplarisch für das Leben einer deutsch-jüdischen Durchschnittsfamilie und zeigt die Vielseitigkeit und Tragik. Denn die Beschäftigung mit ihrem Leben ermöglicht genauere Einblicke in das Schicksal assimilierter jüdischer Familien des Bürgertums - auch das ist ein Thema der Ausstellung und wird durch die verschiedenen Veranstaltungen während der Ausstellung näher betrachtet
Begleitprogramm:
27.01.2008 – 14:30 Uhr Holocaust-Gedenktag
10.02.2008 – 14:30 Uhr Hannelore Kempin und Barbara Asper, anschl. Lesung
24.02.2008 – 14:30 Uhr Vorführung Nesthäkchen-Filme (Veranstaltungsort: Kino Letschin)
09.03.2008 – 14:30 Uhr Bettina Münchmeyer-Schöneberg Reisen bei Else Ury, anschl. Lesung
16.03.2008 – 14:30 Uhr Angelika Grunenberg Lesung: "Die Welt war so heil. Die Familie der Else Ury. Chronik eines jüdischen Schicksals"
30.03.2008– 14:30 Uhr Finissage, Barbara Asper Lesung aus ihrem neuen Buch vom Nov. 2007
Vernissage:
13. Januar 2008 um 14:30 Uhr
Ausstellungsdauer:
13. Januar bis zum 30. März 2008
Öffnungszeiten:
Freitag bis Sonntag 11.00 Uhr – 17.00 Uhr
(Montag bis Donnerstag nach vorheriger Anmeldung
von Gruppen über 8 Personen)
Alte Schule
Karl-Marx-Straße 5
15324 Letschin
Fon: 033478-37077
Kontakt: gross-neuendorf-landfrauen@web.de
Weitere Informationen zur Biographie von Else Ury und unsere Rezension finden Sie unter: Marianne Brentzel, Mir kann doch nichts geschehen...